Die Drogenbeauftragte unseres Bundestags, Mechthild Dyckmans (FDP) hat gestern die erste Studie zur Internetabhängigkeit der Deutschen vorgestellt.
Süchtig sind demnach etwa 1% aller 14- bis 64-Jährigen.
Die wenig überraschende Erkenntnis:
Je jünger die Befragten, desto mehr Süchtige. Die jungen Frauen verbringen vor allem ihre Zeit mit Sozialen Netzwerken, bei den Männern sind Onlinespiele besonders beliebt.
Die Drogenbeauftragte möchte die Computerspiel- und Internetsucht nun zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen und Präventionsarbeit vorantreiben.
Es ist ja gut und richtig, dass die Drogenbeauftragte das Problem der Online-Games ernst nimmt. Denn die können tatsächlich hochgradig süchtig machen und dabei helfen, sich das Leben so richtig schön zu versauen.
Doch vom Internet an sich süchtig sein? Wie soll das gehen?
Das Internet wird ja erst durch alles gefüllt, was den Menschen ausmacht.
Es mag sein, dass das Internet als Katalysator für vorhandene Süchte gelten kann, oder eine Sucht dort erst beginnt. Aber es ist nichts anderes als das Leben in Digital.
Was ist dann das Offline-Pendant zur "Internetsucht"?
Wenn man eben nicht vor allem im Netz soziale Kontakte pflegt, Überweisungen tätigt, fernsieht, liest, spielt, telefoniert und sonst alles Mögliche erledigt.
Ist man schon süchtig, wenn man den halben Tag damit verbringt, diese Dinge offline zu erledigen und dann gereizt oder gelangweilt ist, wenn man sich nicht mehr um all dies kümmern kann?
Ist man dann "lebenssüchtig"?
Wenn man das Internet als eine Verlagerung des Lebens in das Digitale begreift, dann ist diese Gegenüberstellung Unsinn.
Dann können sich eben alle Süchte ins Netz verlagern, sogar in verstärkter Form, weil die soziale Kontrolle völlig entfällt.
Der Begriff "Internetsucht" ist trotzdem überflüssig. Der Kaufsüchtige verbringt neuerdings den ganzen Tag bei Ebay und nicht mehr in den Innenstadt.
Der Spielsüchtige muss nicht mehr in die Kneipe gehen, um sein ganzes Geld zu verzocken, es reichen ein paar Klicks.
Und der Pornosüchtige muss nicht mehr mit dunklen Tüten aus der Videothek schleichen.
Das bei all diesen Süchten die sozialen Kontakte leiden, ist klar. Und wenn plötzlich der Internetanschluss gekappt wird, dann gibt es sicher auch Entzugserscheinungen.
Nebenbei hat die Studie noch ein paar interessante Fakten: Und zwar, wie wenig das Internet in Deutschland immer noch genutzt wird. Demnach konnten gerade einmal 54% der Befragten an der Studie teilnehmen, denn der Rest nutzt das Internet nicht mal eine Stunde an einem Wochentag oder am Wochenende.
Seit einem Monat weiß man sogar: Fast jeder Fünfte war noch nie im Netz.
Solange das so ist, kann man mit solchen Meldungen schocken!
Wer übrigens glaubt, selbst betroffen zu sein, findet, so die gute Nachricht, schnell Hilfe - einfach was in Google eingeben. Beispielsweise "Selbsthilfegruppe Internetsucht" :)