Freitag, 2. November 2012

Tage, an denen es eben ist, wie es ist

Es gibt Dinge im Leben, auf die haben wir einfach keinen Einfluss.
Sie geschehen, wie sie eben geschehen. 

Ich konnte noch nie gut Entscheidungen treffen. Meine Erfahrungen lehrten mich, dass ich eben darin einfach nicht gut bin. Dennoch müssen wir in unserem Leben immer wieder Entscheidungen treffen. Jeder Mensch ist ganz allein für sich selbst verantwortlich. Für Erfolg. Für Misserfolg. Immer und immer wieder.
Es gibt niemanden, der einen anderen so gut kennt, wie derjenige selbst. 
Aber, was ist wenn man sich selbst gar nicht kennt? Wie will man für jemanden den man nicht kennt zwischen richtig und falsch unterscheiden? 

Die Uhr dreht sich. Jeden Tag. Stunde um Stunde. 
Die Welt bleibt niemals stehen, auch nicht für Unentschlossene. Sie wartet nicht, pausiert, bis man die Zeit gefunden hat sich selbst kennenzulernen um dann zu wählen was man will und was nicht.
Und selbst wenn sie es tun würde, wie könnte man sich diese "Auszeit", den "stillstand" vorstellen? In kürzester Zeit sich selbst finden und dann auf einmal plötzlich genau zu wissen welche Entscheidungen die richtigen sind? 
Wie lange dürfte diese Pause andauern, wenn man es in 32 Jahren nicht geschafft hat? 
Reicht der Glaube und eine Portion Optimismus aus, um jemand anderen die Chance zu geben einem Menschen zu helfen sich zu finden? 
Ist Glaube und Optimismus überhaupt dafür erforderlich, oder kann es auch geschehen, wenn man nicht an sich glaubt und Pessimist ist? 

Die Welt wird nicht stehen bleiben und warten. Sie dreht sich seit millionen von Jahren und sie wird nach jedem einzelnen von uns auch weitere milliarden Jahre drehen. Immerzu. 
Und es gibt eine vielzahl Menschen, die treffen ihre ganz persönliche Entscheidung selbst zu bestimmen wann sie nicht mehr tagtäglich mitgedreht werden und verlassen alles schon viel viel früher, als es für sie vorgesehen war. 

Ein langjähriger Schulfreund von mir hat diese Wahl getroffen und hat das Karussell verlassen. 
Im Alter von gerademal 33 Jahren hat er entschieden auszusteigen. 
Man hat ihn vorgestern Tod aufgefunden.
Dies war eine von ihm selbst getroffene Entscheidung und man kann sich nicht ausmalen, wie schlecht es ihm innerlich wirklich ging und daraufhin eben diese, nie wieder rückgängig zu machende, Entscheidung verwirklichte. 

Kann man in so einem Fall sagen, das er sich kannte? 
Kann man behaupten, dass er sich selbst am Besten kannte und demnach die (für sich) beste Entscheidung getroffen hat?
Oder aber kannte er sich selbst auch nicht und führte einen quälenden, täglichen Kampf mit dem ihm unbekannten "Ich"? 
Ist es vielleicht sogar egoistisch, diese Entscheidung zu treffen? Denn man mag sich nicht ausmalen, wie sich die Welt nun für die Hinterbliebenen, Eltern, Frau, seine Kinder in Zukunft drehen wird. 
Ist man beherrscht von einer Macht die stärker ist als man selbst, wenn man bereit ist den Menschen die man liebt so etwas anzutun? 
Oder aber auch anders herum - muss man als liebender Hinterbliebener loslassen können und den eigenen Willen, Wunsch oder (ich bezeichne es auch mal als Egoismus) hinten anstellen und diese Entscheidung die derjenige (der sich eben selbst am Besten kennt) akzeptieren? Schliesslich will man als Partner/Partnerin ja, das dieser Mensch "glücklich" ist. 

Alles rhetorische Fragen! Sie werden nie beantwortet! 
Von niemanden. 
Weil man diesen Menschen nie mehr nach seinen Beweggründen befragen kann. 
Weltweit wurden von Doktoren und Psychologen millionen Bücher über Suizid geschrieben, aufgrund dessen möchte ich hier nicht bis ins Details fachsimpeln, aber Fakt ist: auch in den Büchern studierter Autoren stehen nur wiederholt "mögliche Beweggründe". 
Niemand kann in diesen Menschen hineinschauen!  

Ich stelle mir aus unterschiedlichen Gründen seit geraumer Zeit persönlich auch all diese Fragen. 
Und ich kann sie, trotz der Vielzahl an Literatur vorab, bis heute nicht beantworten. Ich stelle sie mir (mir persönlich) in Gedanken immer und immer wieder und ich kann sie dennoch für mich nicht beantworten. Auch da mag jeder Mensch individuell sein und viele, die das jetzt lesen sagen "Spinnt die, natürlich kann ich das aus meiner persönlichen Sicht sofort beantworten."

Ich komme zurück zu meiner Einleitung und behaupte eben: Jeder kennt eben nur sich selbst. Das ist und bleibt der einzige, den man wahrhaftig kennenlernen wird. Man kann sich selbst nicht belügen, nicht betrügen, nichts vormachen. Man nimmt sich und seine Gedanken immer überall mithin. Egal wohin man geht oder eben flüchtet. Und meine Meinung sagt: Es gehört auch Mut dazu, die niemals zu revidierende Entscheidung zu treffen für immer zu gehen! Jede Wahl die man für sich trifft erfordert Mut! 

Vor kurzem habe auch ich eine mutige Entscheidung getroffen. Ich behaupte sogar, das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich sie (fast) aus Überzeugung getroffen habe - fast, weil eben ein Teil in mir (der nunmal zu mir gehört) trotzdem zweifelt. 
Aber so groß die Angst ist, vor dem was mich erwartet und wie mein Leben weiter verlaufen wird, ich werde diesen Weg nun gehen. 
Eine Entscheidung ist getroffen! 

Es ist die eigene Persönlichkeit, in Kombination mit den äusseren, persönlichen Einflüssen. 
Und was soll ich jetzt hier leugnen: 
Es gibt in meinem Leben Tage, da ist es eben, wie es ist! 
Gebündelt mit schon fast übertriebenem Pessimismus arrangiert man sich mal mehr, mal weniger mit dem Zeiger der Uhr, der einfach niemals stehen bleiben wird.
Jeder hat seine ganz eigene Geschichte und ich habe seit Jahren (nennen wir es der Einfachheit halber das "Glück") die übertriebenste Optimistin der Welt, zur besten Freundin! 
Sie würde jetzt sagen:

Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende!! 


Es gibt ein Lied von den Onkelz, mit dem die Jung´s es geschafft haben ein Stück "das" mit Worten zu beschreiben, was mir zu beschreiben so unglaublich schwer fällt. 

... und das hört ihr hier. Bitteschön: 



1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ein wirklich hartes Thema mit einem derben Hintergrund.
Man könnte ewig darüber reden ohne an ein Ziel zu kommen.
Die einen nennen Deinen Schulkamerden mutig, die anderen nennen ihn Feigling.
Wer weiss, vielleicht haben beide recht.
So oder so ist es aber traurig, wenn man in diesem Land in der heutigen Zeit mit all den Möglichkeiten und Wegen keine andere Entscheidung treffen kann, als sie freiwillig zu verlassen und Lebe wohl zu sagen.
Wie viele gibts doch auf dieser Welt, die sie nicht freiwillig verlassen müssen und die sind es eher wert über sie nach zu denken.